In meinem Garten wächst auch Giersch. Das lässt sich nicht immer vermeiden, denn er drängt von draußen rein.
Jenseits der Gartenhecke ist Wildnis. Wenn es mal wieder soweit ist, dass ich mich richtig über ihn ärgere, nenne
ich Giersch Unkraut, selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich in sämtliche Nesseln setze, die ohnehin oft ähnlich
wie Giersch oder gemeinsam mit ihm einwandern.
Giersch wächst gern überall, wo guter, feuchter Boden ihm genügend
Raum lässt, mit vielen langen, weißen Wurzeln, die mitunter regelrechte
Matten bilden.
Merke: Wehret den Anfängen! Keine einzige Gierschpflanze im
Garten dulden. Jede mit Stumpf und Stiel, also mitsamt allen Wurzeln
entfernen. Zum Glück wurzelt Giersch nicht allzu tief, hält sich mehr
an der Oberfläche, im Gegensatz von Winde, Wicke, Schachtelhalm.
Man muss nur wirklich gründlich vorgehen und nichts auslassen.
Höchst unerfreulich wird die Sache, wenn Giersch in vorhandene
Stauden hineinwächst. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die
Pflanzen komplett aus der Erde zu nehmen und selbst den kleinsten
Wurzelteil zwischen den Staudenwurzeln herauszuholen und nur
ganz saubere Pflanzen wieder einzusetzen.
Freie Flächen ohne Pflanzenwuchs kriegt man am besten und
bequemsten mit Folienauflage gierschfrei. Da ich ganz sicher sein
möchte, entferne ich aber doch von Zeit zu Zeit die Folie, lockere die
Fläche und durchsuche die Erde nach etwa noch vorhandenen Wurzeln.
Jetzt zum Giersch als Nutzpflanze. Immer wieder wird verwiesen,
wie gut er als Frühjahrsgemüse schmeckt. Ich bin skeptisch infolge
ferner Erinnerungen, als in schlechten Zeiten Giersch Sattmacher
sein sollte, pur, ohne gute Zutaten wie Sahne und Butter. Damit kann
man ihn allerdings annehmbar zubereiten. Aber sonst?
Zu einer Frühjahrskur taugt er, um das Blut aufzufrischen, zu
entwässern, die Verdauung zu fördern, um gegen Gicht, Rheuma,
Verdauungsschwäche, Übergewicht vorzubeugen. Man sammelt
demnächst die jungen Blätter und verarbeitet ohne Stiele und immer
frisch.
Früher war solch Einsatz von Giersch durchaus üblich, nannte
man ihn doch Gichtkraut oder botanisch Aegopodium podagraria, so
auf seine Heilkraft bei Podagra, also Gicht hinweisend. Heutige
Medizin ignoriert ihn, was nicht heißt, dass man´s ebenfalls tun
muss. Im Garten hat Giersch allerdings nichts zu suchen.
Ilse Jaehner